Balthasar Rantzau um 1497 – 1547?

Auch wenn es merkwürdig scheinen mag, dass ein so wichtiger geistlicher Würdenträger aus dem weit entfernten Lübeck in der kleinen Prignitzer Dorfkirche seine letzte Ruhestätte gefunden hat, deuten doch manche Quellen daraufhin, dass Blüthen die Grablege des Balthasar von Rantzau wurde.

Sicher ist auf alle Fälle, dass Rantzau fernab seiner Heimat gestorben ist, denn die letzten Jahre seines Lebens war er in Gefangenschaft des Gorloseners Ritters Morten von Waldenfels. Der hatte ihn 1545 gekidnappt, um eine Geldforderung gegen den dänischen König durchzusetzen. Angeblich hatte er dem König einen Trupp Reiter zur Verfügung gestellt. Allerdings weiß am dänischen Hof niemand etwas von den Waldenfelser Reitern. Man weist das Ansinnen zurück.

Waldenfels versucht nun, seine Forderung mit Gewalt durchzusetzen. Er bildet eine Bande, um den Holsteiner Edelmann Diederich Blome zu entführen. Der Plan scheitert aber kläglich, weil das Entführungsopfer nicht zu finden ist. Schon will er aufgeben, da hört er, dass der Lübecker Bischof Balthasar von Rantzau in der Nähe ist. Kurzerhand disponiert Waldenfels um und kidnappt Rantzau nebst seinem Pagen.

Ab diesem Zeitpunkt ist ungewiss, wo der Entführte gefangengehalten wurde. Waldenfels forderte nun 20.000 Gulden Lösegeld, etwa ein Drittel der jährlichen Staatsausgaben von Dänemark. Aber weder Verhandlungen noch Strafandrohungen bringen die Sache voran. Der Bischof wird von Ort zu Ort gebracht. Mal wird er in Altenhausen nordwestlich von Magdeburg, mal in Langenstein im Harzvorland vermutet. Dann wieder soll er in die Lausitz gebracht worden sein, dann auf Schloss Rammelburg im Mansfelder Land oder nach Eisleben.

Irgendwann nach 1547 ist Rantzau gestorben. Der Churfürst von Brandenburg schreibt 1549: „Und iß uns warlich der unfhal und tödliche abgangk unsers Freundes, des Bischofs von Lübeck, hochlichen leid“. Das Grab des Balthasar von Rantzau in Blüthen zu suchen, geht auf eine Lübecker Chronik zurück, in der es heißt, „daß zu Gorlosen, einer gewöhnet, welche den damahligen Bischof zu Lübeck, Balthasar von Rantzow gefangen genommen und daß dieser Bischof bald darauf im Gefängnis zu Stavenow gestorben“ ist.

Wenn das stimmt, konnte er dort nicht beerdigt werden, denn die Kirche in Stavenow wurde erst 1726 gebaut. Eine Beerdigung in Blüthen wäre naheliegend. Der Historiker Wolfgang Prange stützt diese Vermutung: „Im April oder Mai 1547 starb Rantzau in der Gefangenschaft auf Schloß Stavenow. Er wurde in der Pfarrkirche zu Blüthen bei Perleberg beigesetzt.“

Wie dem auch sei, eine Beschreibung seiner letzten Tage haben wir von dem Pagen: Der Bischof hat „Neun tag krank gelegen und ist daruff balde In gott verstorben, Er hete aberzuvor stets einen priester bey sich gehabt, dem er gebichtett und von Ime das hochwirtige Sacrament Inn zweyer gestalde empfangen, und were fein sitig Inn stille verstorben, und der pfaffen were Immer bey Ihme plieben und hette Ihne getröstet“. Ob er aber wirklich in Blüthen beerdigt wurde, können wohl nur die Archäologen herausfinden.