Eingewachsener Dorn

40. Blüthener Gespräch
Wie war das mit der „Kirche im Sozialismus“?
Impuls Peter Radziwill

Am 6. März 1978 saßen Kirche und SED am „runden Tisch“ [Teilnehmerin und Teilnehmer siehe unten]

Was für ein Paukenschlag! Die Leser des Neuen Deutschlands staunten nicht schlecht am Morgen des 7. März 1978. Da prangte auf der Titelseite des  „Neues Deutschland“ ein Foto, auf dem Erich Honecker mit den Spitzen der Evangelischen Kirche freundlich beisammen steht. Von einem „konstruktiven, freimütigen Gespräch“ war die Rede. War das das Ende des Kirchenkampfes, der Beginn einer neuen Ära im Staat-Kirche-Verhältnis?

Ein paar Jahre später beschrieb Bischof Gottfried Forck die Zukunft der Kirche mit dem lateinischen Wort „resignatio“, einem Wort aus der römischen Militärgeschichte: Wenn die Übermacht der Feinde zu groß wurde und man sich ergeben wollte, kam der Befehl „resignatio!“ Die Standarten wurden zurückgezogen und das römische Heer gab die Stellung auf. Forck übertrug dieses Bild auf die Situation der Kirche in der DDR. Die immer stärker um sich greifende Resignation untern den Christen implizierte allerdings einen Widerspruch. Forck sah es als Fehler an, dass sowohl Christen im Lande als auch Vertreter der Kirchenleitungen resignierten und sich dem Staat ohne Not willfährig hingaben.

Das Blüthener Gespräch nimmt das Element „Eingewachsener Dorn. Die evangelische Kirche in der sozialistischen Gesellschaft der DDR’“ aus dem Ausstellungsteil „Pfarrhaus und Politik“ der Pfarrhausmuseums auf.

Donnerstag 17. Oktober 18.00 Uhr
Pfarrhausmuseum Blüthen


Kirche und SED am „runden Tisch“ [Bild oben von links vorne]
• Siegfried Wahrmann, Präses der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und Präses der Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, zugleich Inoffizieller Mitarbeiter des Ministerium für Staatssicherheit (IM Lorenz)
• Rudi Bellmann, Leiter der Arbeitsgruppe Kirchenfragen im ZK der SED
• Paul Verner, Mitglied des Politbüros des ZK der SED
• Erich Honecker, Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzender des Staatsrates der DDR
• Heinz Eichler, Sekretär des Staatsrats der DDR (SED)
• Hermann Kalb, Stellvertreter des Staatssekretärs für Kirchenfragen, Sekretär des CDU-Hauptvorstandes
• Manfred Stolpe, Leiter des Sekretariats des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und Konsistorialpräsident der Ostregion der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg
• Christina Schultheiß, Vorstandsmitglied in der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR und Präsidentin der Landessynode der Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen
• Werner Krusche, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche der Union für den Bereich DDR und Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen
• Albrecht Schönherr, Vorsitzender der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitung und des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und Bischof der Region Ost der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg
• Kurt Domsch, stellvertretender Vorsitzender der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR und Präsident des Landeskirchenamtes der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen