Das Museum

Das Museum im ehemaligen Pfarrhaus zeigt eine Lebenswelt, die einmal prägend für die evangelische Kirche gewesen ist – und dies nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen protestantischen Ländern Europas. Heute gehört sie in dieser Form der Vergangenheit an.

Das Museum basiert auf dem Gemeindearchiv mit Beständen bis ins 17. Jahrhundert und auf dem umfangreichen Nachlass von Karl und Gerlinde Groß, dem letzten im Haus lebenden Pfarrerehepaar. Karl Groß trat sein Amt 1930 an und versah es, längst im offiziellen Ruhestand, bis in die 1980er Jahre hinein. Er verkörperte noch den Typus des wissenschaftlich vielseitigen Gelehrten im Talar, der sich in seinen Mußestunden mit Mikroskop, Himmelsfernrohr, alten Kirchenbüchern, physikalischen, historischen und theologischen Studien befasste. Pfarrfrau Gerlinde wiederum übte als Katechetin und Lehrerin einen eigenen Beruf aus, was in jener Zeit noch nicht selbstverständlich war.

Ein Landpfarrerleben kann hier inmitten von authentischer oder atmosphärisch genau rekonstruierter Einrichtung besichtigt werden. Bilder erzählen von Amtshandlungen, Dorffesten, Hochzeiten oder Pfarrkonventen. Zu Wort kommen die „Seelen“ des Pfarrsprengels – Dorfbewohner, Lehrer oder die Rittergutsbesitzer von Stavenow, die das Patronat in Blüthen bis 1945 innehatten. Auch eine kleine Landpfarrei konnte nicht unberührt bleiben von politischer Radikalisierung und Konflikten zwischen Kirche und Staat, im „Kirchenkampf“ zur Zeit des Nationalsozialismus oder in der Opposition gegen das SED-Regime, auch nicht von den Veränderungen des kirchlichen Lebens im Allgemeinen. Dokumente, Zeitungen und eine Medienstation mit Rundfunkbeiträgen, Nachrichtensendungen und Zeitzeugen-Interviews aus fünf Jahrzehnten vermitteln von alledem einen Eindruck. Besondere Aufmerksamkeit widmet das Museum dem graphischen Werk des Malers Wilhelm Steinhausen (1846 -1924). Er lebte zeitweilig hier bei seinem Bruder Heinrich, 1868 bis 1875 Gemeindepfarrer in Blüthen und erfolgreicher Schriftsteller. Für die Dorfkirche hat er ein Glasfenster geschaffen.

Ermöglicht wurde die neue Dauerausstellung durch Zuwendungen der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, aus Lotto-Mitteln des Landes Brandenburg sowie Spenden und Beiträgen der Sparkasse Prignitz, der WKN AG / PNE WIND Group, des Kreiskrankenhauses Prignitz, der Gemeinde Karstädt – und mit viel ehrenamtlichem Engagement.

Das Museum ist nach Anmeldung zu besichtigen. Kirche, Pfarrhaus und Pfarrgarten stehen auch für kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen offen. Auf Wunsch wird gerne für ein Catering mit regionalen Wurst-Spezialitäten und Kuchen nach den Originalrezepten der Pfarrfrau Gerlinde Groß gesorgt.

Ein paar Bildimpressionen aus dem Museum finden sich hier.