Ein kurzes Leben in der Fremde
Er starb schon als Säugling. Seine Eltern Leon und Wadislawa Łopata wurden als Zwangsarbeiter aus Polen verschleppt, um in der Landwirtschaft zu arbeiten.
Zbigniew Stanisław Łopata, genannt „Zbysław“, starb im Sommer 1944 in Waterloo bei Blüthen. Er war erst wenige Wochen alt. Seine Eltern, Leon und Wadislawa Łopata, polnische Zwangsarbeiter, hatte man aus ihrer Heimat nach Deutschland verschleppt, um sie auf landwirtschaftlichen Höfen unter schwierigsten Bedingungen arbeiten zu lassen. Wie Millionen andere Polen litten sie unter dem Zwangsarbeitssystem, das das NS-Regime nach dem Überfall auf Polen 1939 systematisch ausbaute.
Zunächst wurden vor allem polnischer Zivilisten zur Arbeit im Deutschen Reich verpflichtet, insbesondere in der Landwirtschaft. Anders als vor 1939, als viele Polen noch freiwillig und saisonal als Landarbeiter nach Deutschland kamen, handelte es sich ab 1939 fast ausschließlich um Zwangsarbeiter, die unter harten Bedingungen lebten und arbeiteten. Zunächst betraf dies vor allem junge Männer, später jedoch zunehmend auch Frauen und sogar Ehepaare.
Polnische Arbeitskräfte galten jedoch nicht als gleichwertige Menschen – sie lebten oft in einfachen Unterkünften, meist getrennt von deutschen Arbeitern, litten unter Mangelernährung, Ausgangsbeschränkungen und repressiven Sonderverordnungen, die streng geregelt waren. Es gab eine eigene Polenstrafverordnung, die schlimmste Strafen bis hin zur Todesstrafe selbst für geringfügige „Vergehen“ vorsah. Ehepaare wurden selten gemeinsam untergebracht, doch in einigen Fällen – wie bei Familie Łopata – diente ihr gemeinsamer Einsatz den Interessen der Landwirte. Ein eigenes Familienleben war dennoch kaum möglich, und für Kinder polnischer Zwangsarbeiter gab es keinen Schutz, so verstarben viele früh.
Der kleine Zbysław wurde inmitten dieser menschenunwürdigen Bedingungen geboren – und starb bald darauf, am 20. August 1944. Die Todesursache ist nicht überliefert. Drei Tage später wurde er in Blüthen vom katholischen Pfarrer aus Perleberg beigesetzt. Sein kurzes Leben steht für das stille Leid vieler Kinder, die unter dem Joch der nationalsozialistischen Zwangsarbeit keine Chancen hatten.
Bis Kriegsende 1945 befanden sich etwa 1,5 Millionen Polen als Zwangsarbeiter im Reich, davon ein großer Teil in der Landwirtschaft. Diese Zwangsverpflichtungen sollten den Arbeitskräftemangel auf dem Land kompensieren, da viele deutsche Männer im Krieg waren und die Landwirtschaft ansonsten stillzustehen drohte. Die Rolle der Zwangsarbeiter war zentral für die deutsche Kriegswirtschaft, doch ihr Alltag war geprägt von Ausgrenzung, Gewalt und Entrechtung.
Die Geschichte von Zbigniew Łopata erinnert an jene, deren Leben nicht im Licht öffentlicher Erinnerung steht – und doch untrennbar mit diesem Ort verbunden bleibt.