Landwirt durch wechselvolle Zeiten
Der Landwirt Otto Gragert war tief verwurzelt im bäuerlichen Leben seines Heimatortes Blüthen. Seine Familiengeschichte zeigt den Wandel zwischen Tradition, Krieg und Neubeginn.
Otto und Klara Gragert mit Helfern bei der Feldarbeit
Otto Gragert wurde am 15. Oktober 1899 in Blüthen geboren – auf einem Hof, der bereits seit Generationen von seiner Familie bewirtschaftet wurde. Die Gragerts stammen ursprünglich aus Mankmuß, wo sie seit dem 17. Jahrhundert als Vollbauern nachweisbar sind. Im Jahr 1864 zog Heinrich Christian Joachim Gragert nach Blüthen, als er die dort geborene Bauerntochter Catharina Maria Dorothea Beckmann heiratete. Fortan blieb der Hof im Besitz der Familie Gragert.
Otto Gragert trat in diese bäuerliche Tradition ein. 1928 heiratete er Klara Gadow aus Strehlen. Gemeinsam bewirtschafteten sie ihren Hof in Blüthen als Selbstversorger. Das Paar bekam vier Töchter: Ilsetraud, Vera, Renate und Ingrid. Die Familie lebte in einer Zeit großer Umbrüche. Die Wirtschaftskrise, die drohenden Schatten des Zweiten Weltkriegs und die Herausforderungen der Nachkriegszeit prägten ihren Alltag. Doch trotz aller Widrigkeiten pflegte die Familie ihre ländlichen Bräuche.
Ein besonders lebendiges Zeugnis dieser Tradition ist der Brauch des Osterwasserholens: In aller Frühe am Ostersonntag gingen die Familienmitglieder schweigend zum nahen Bach, um das heilbringende Wasser zu schöpfen. Die Erinnerungen, wie Ilsetraud sie später gerne an ihre Enkel weitergab, berichten auch von kindlichem Schabernack – etwa als ihre Schwester Vera den stummen Zug erschreckte und damit die erhoffte Wirkung des Wassers zunichtemachte.
Otto Gragert war Gründungsmitglied des Turn- und Sportvereines Blüthen, welcher im Jahr 1922 gegründet wurde.
Während der Kriegsjahre waren Kinder aus bombenzerstörten Städten auf dem Lande untergebracht, so auch bei Familie Gragert. Dieser Junge, „Alfred“ war sein Name, lebte später in West-Berlin und hielt bis ins hohe Alter regelmäßigen Briefkontakt zu Tochter Ilsetraud und dankte der Familie zeitlebens für die schöne Zeit, die er in Blüthen verbringen durfte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lernte Tochter Ilsetraud den aus Obrawalde stammenden Landwirtssohn Günter Herbert Wegt, geboren 1929, kennen, der mit seiner Familie als Neusiedler nach Blüthen gekommen war. Die beiden heirateten und setzten gemeinsam die bäuerliche Familientradition fort – wenn auch in einer neuen Zeit. Otto Gragert durfte dies noch miterleben. Er verstarb am 3. November 1979.