Brigitte Kutscher (1940 – 2018)

Die Köchin von Blüthen
„Gitti“ war eine Institution – ob als LPG-Köchin, bei Feierlichkeiten oder in ihrer eigenen Gaststätte. Mit ihrer legendären Kochkunst begeisterte sie die ganze Dorfgemeinschaft. 

Blick in eine LPG-Küche

Aufgewachsen auf dem Bauernhof der Familie, half sie in jungen Jahren mit, fühlte sich jedoch wenig zur Landwirtschaft hingezogen. Stattdessen schlug ihr Herz für die Küche und für die Musik. Nachdem der Hof 1960 in eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) überführt wurde, ging ihr Bruder als „Republikflüchtling“ nach Westdeutschland. Brigitte blieb und schlug ihren eigenen Weg ein: Sie lernte Kochen im Hotel Germania in Wittenberge und arbeitete später in mehreren Gaststätten, unter anderem in der Karstädter „Eierkneipe“.

Ab 1973 kochte sie in der LPG-Küche in Blüthen, die sich in der alten Schule befand. Zunächst arbeitete sie saisonal, ab 1975 ganzjährig. Mit großer Hingabe sorgte sie dort bis zur Schließung 1991 für das leibliche Wohl der ganzen Dorfgemeinschaft. Ihre Kochkunst war gleichermaßen beliebt bei Kindergartenkindern, LPG-Arbeitern oder zu festlichen Anlässen. Ihre Erbsensuppe, Goulasch, Soljanka, Kartoffelsalat und der leckere Kuchen waren weit über die Dorfgrenzen hinaus bekannt. In den 1990er Jahren eröffnete „Gitti“ ihre eigene Gaststätte und betrieb einen Getränkeshop im Nebenerwerb. Das Haus ihrer Eltern übernahm sie 1979 und lebte dort mit ihrem Ehemann Günter Kutscher und ihren beiden Söhnen.  

Brigittes zweite Leidenschaft galt der Musik. Seit ihrer Jugend spielte sie Klavier. Ihre Mutter hatte es vom elterlichen Hof in Gulow mitgebracht. Später bekam Brigitte Unterricht bei Kantor Röhr in Blüthen und Vater kaufte ihr in Wittenberge ein eigenes Instrument. Ab Ende der 1950er Jahre spielte sie fast 30 Jahre lang das Harmonium bei Gottesdiensten in Blüthen und Strehlen. Auch durch die Junge Gemeinde und in späteren Jahren die Frauenhilfe war sie der Kirchengemeinde verbunden. Außerdem engagierte sie sich im Deutschen Roten Kreuz (DRK) und spielte gerne Karten. 

„Gitti“ war eine Institution in Blüthen – gutmütig, hilfsbereit und stets offen für die Anliegen der Menschen um sie herum. Als Musikerin in der Kirche sorgte sie sogar für deren Seelen.


Bild Heinz Hirndorf, Blick in die LPG-Küche, Bundesarchiv Bild 183-1986-0303-009