Elisabeth Henning (1909 – 1966)
Leo Nadolle (1930 – 1966) 

Vierfacher Tod nach tragischer Fischvergiftung
Im August 1966 starben an nur zwei Tagen die Familienmitglieder Elisabeth und Karl Henning, Leo Nadolle und Helene Paschke. Auslöser war eine verdorbene Konserve.  

aufgebahrte Särge bei der Trauerfeier

Im Sommer 1966 ereignete sich in Blüthen eine erschütternde Tragödie, die heute fast vergessen ist. Vier Familienmitglieder kamen dabei innerhalb weniger Tage ums Leben. Am 15. August hatte Elisabeth Henning (*28.06.1909) im Konsum das letzte Glas Bratheringe erstanden. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Karl Henning (*25.03.1904) und dem Schwiegersohn Leo Nadolle (*05.03.1930) aßen sie am Familientisch zu Abendbrot. Es gab Bratkartoffeln mit Fisch aus dem Glas. Weitere Familienmitglieder, darunter Elisabeths Mutter Helene Paschke sowie ihre Kinder und Enkelkinder, waren nicht zuhause und teilten daher die Mahlzeit nicht. 

Der Fischverzehr wurde in der DDR sehr beworben. Mit dem Aufbau der Fischindustrie hoffte man dem Mangel an Fleisch abhelfen zu können. Von 1960 gab es sogar eine spezielle Fernsehsendung im DDR-Fernsehen „Der Fischkoch.“ Zunächst schien es allen gutzugehen, doch zwei Tage später klagten die drei Fischesser über schwere Symptome: Magenschmerzen, Atemnot, Schwäche. Noch am 17. August wurden Elisabeth Henning und Leo Nadolle ins Krankenhaus eingeliefert – beide starben in der Nacht. Auch Karl Henning verstarb am folgenden Abend. Helene Paschke, 90 Jahre alt, erlitt einen Schock, als sie vom Tod ihrer Tochter und ihres Schwiegersohns erfuhr, und starb nur wenige Stunden später. „Herzschlag vor Schreck über den Tod der Tochter und des Schwiegersohns“, bescheinigte der Arzt. 

Die verbliebenen Fischreste wurden behördlich sichergestellt. Ärztlicherseits war „eindeutig Fischvergiftung“ festgestellt worden. Nach den überlieferten Symptomen ist heute von Botulismus auszugehen. Für die Familie gab es keinerlei schriftliche Nachricht zu möglichen Untersuchungen. In der Berichterstattung war von „Bohnenvergiftung“ die Rede, offizielle Stellen schwiegen. In den Bundesdeutschen Medien soll ebenfalls über den Vorfall berichtet worden sein. In den Protokollen der Gemeindevertretung Blüthen und des Rates der Gemeinde Blüthen wird ein Nachruf und ein Kranz aus der Haushaltsreserve für das verstorbene Ratsmitglied Leo Nadolle erwähnt. 

Am 21. August 1966 konnten alle vier Toten unter großer Anteilnahme beigesetzt werden. In seiner Trauerrede soll der Pfarrer Groß die Todesursache nicht erwähnt haben.