Klaus Schlisio (1940 – 1945)
Hannelore Schlisio (1941 – 1945)

Sie hatten Schutz vor den Bomben gesucht
Die Geschwister Klaus und Hannelore Schlisio waren noch keine sechs Jahre alt, als ihr Leben tragisch endete – durch eine einzelne Bombe, die in der Nacht vom 19. April 1945 auf Blüthen fiel.

Die Familie Schlisio lebte im Berliner Bezirk Tiergarten, einem Stadtteil, der früh und massiv unter den alliierten Luftangriffen litt. Der Vater Waldemar Schlisio war als Soldat im Einsatz, die Mutter schon 1943 mit ihren beiden kleinen Kindern im Rahmen der sogenannten Kinderlandverschickung (KLV) auf das Land gezogen – in der Hoffnung, sie dort vor Bomben, Hunger und Zerstörung schützen zu können. In Blüthen fanden sie bei dem Bauern Paul Muhs Unterkunft. Hier lebten sie mit anderen evakuierten Kindern, darunter die gleichaltrige Christel Mertens aus Lüneburg. 

Am Anfang war die Kinderlandverschickung eine rein vorsorgliche Maßnahme. Bereits im Herbst 1939 wurden Kinder im Schulalter aus gefährdeten Gebieten wie Berlin in weniger bedrohte, meist ländliche Regionen gebracht. Ab 1943, als die Bombenangriffe auf Berlin massiv zunahmen, wurde die Kinderlandverschickung zu einer systematischen Massenaktion, organisiert durch die NSDAP und die Hitlerjugend, sowie das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung.

Für die beiden Kinder der Familie Schlisio war das Landleben ein Abenteuer. Sie spielten frei, sahen zum ersten Mal Tiere aus der Nähe, fern vom bedrohlichen Berlin. Anders als viele ältere Kinder, die in straff geführten KLV-Lagern untergebracht waren, durften Klaus und Hannelore bei ihrer Mutter bleiben. Ihr Alltag war vergleichsweise behütet.

Doch die vermeintliche Sicherheit erwies sich als trügerisch, als am 19. April 1945 gegen 22.30 Uhr eine Fliegerbombe direkt vor dem Haus des Bauern Muhs explodierte. Die Kinder, bereits schlafend, wurden unter den Trümmern des einstürzenden Gebäudes verschüttet und starben noch in derselben Nacht. Auch die 1941 geborene Christel Mertens kam dabei ums Leben.

Die Eltern überlebten den Krieg, auch ihre Berliner Wohnung blieb weitgehend unzerstört. Hannelore und Klaus wurden am 24. April 1945 auf dem Blüthener Friedhof beigesetzt. Hier erinnert ihr Grab an die verlorene Kindheit und die zivilen Opfer des Krieges.