Ein gemeinsames Leben für Familie, Hof und Gemeinschaft
Vom bäuerlichen Erbe bis zur Eisernen Hochzeit: Das Leben von Renate und Ulrich Neumann erzählt von Beständigkeit, Arbeit und tiefer Verbundenheit.
eines der ersten Reiturniere
Renate Neumann, geborene Reichwald, und Ulrich Neumann wuchsen beide in landwirtschaftlich geprägten Familien auf – Renate als Älteste von vier Geschwistern in Simonshagen, Ulrich auf dem elterlichen Hof in Blüthen, der seit etwa 1693 in Familienbesitz war. Schon als Kinder lernten sie den Rhythmus der Jahreszeiten und die Verantwortung, die die Landwirtschaft mit sich bringt. Ulrich musste 1945 miterleben, wie Soldaten der Sowjetarmee alle Tiere vom Hof holten – ein Erlebnis, das sich bei ihm tief einprägte.
Renate und Ulrichs Wege kreuzten sich bei einem Reitturnier in den 1950er-Jahren. Renate war mit Freundinnen per Fahrrad gekommen, um zuzuschauen. Ulrich fiel ihr als großer, schlanker Mann im Sattel sofort auf. Die beiden tanzten nach dem Wettkampf, und bald schon begannen Liebesbriefe zwischen Blüthen und Simonshagen zu pendeln. Diese bewahrte Renate ihr Leben lang wie einen Schatz. 1959 läuteten in Blüthen die Hochzeitsglocken, und Renate zog auf den Hof der Neumanns.
Ulrich qualifizierte sich beruflich weiter und wurde Brigadier in der Pflanzenproduktion der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG), eine Verantwortung, die er gerne übernahm. Renate versorgte die Familie und arbeitete als Buchhalterin. Nebenbei hielten sie privat Tiere, schlachteten selbst und verarbeiteten, was Hof und Garten hergaben. Renate war Meisterin darin, aus diesen Zutaten Festmahle zu zaubern – und stets in Sorge, es könne nicht genug für alle sein.
Nach der Wende machten sie sich im Nebenerwerb selbstständig, mit Mutterkuhhaltung, Getreideproduktion und Forstwirtschaft. Ulrich widmete sich mit Hingabe dem Wald und freute sich, wenn junge Bäume, die er selbst gepflanzt hatte, gediehen. Renate pflegte ihre Leidenschaft fürs Nähen – für ihre Familie entstanden Kleider, Kostüme und Festgarderobe. Die gefüllten Truhen und Schränke, in denen sie noch immer auf dem Dachboden lagern, sind wahre Schatzkammern für die Enkelkinder.
Als Rentner engagierte sich Ulrich besonders in der Kirchengemeinde, wo er tatkräftig bei Arbeiten am Friedhof und Pfarrhof unterstützte. Auch lebte er seine enge Verbindung zum Reit- und Fahrverein. Renate versorgte die Familie und hielt die Verbindung zwischen den Generationen. Gemeinsam unternahmen sie viele Busreisen. 2024 feierten sie ihre Eiserne Hochzeit, dankbar für 65 gemeinsame Jahre. Nur wenige Monate später verstarb Ulrich im Juli, Renate folgte ihm im Dezember.
Bild Kathrin Muhs