Von der Warthe in die Prignitz
Sie wollten wieder auf der eigenen Scholle wirtschaften. Nach der Flucht 1945 bauten sie sich in Blüthen mit harter Arbeit und Familiensinn eine neue Existenz auf.
Hof Jaeger heute
Geboren im Kreis Birnbaum an der Warthe, wuchsen Walter und Frieda Jaeger inmitten einer Landschaft auf, die von Wasser, Wäldern und Feldern geprägt war. Walter stammte aus Neu Fährdorf, einem Dorf, das man nur über den Fluss erreichte. Er bewirtschaftete dort einen großen Hof mit Wald, Acker und Grünland, war ein leidenschaftlicher Jäger und Imker und galt als stattlicher Mann, der mit Leib und Seele Landwirt war. Frieda, in Waldtrift geboren, brachte Güte, Bescheidenheit und unermüdlichen Fleiß mit. Auch sie entstammte einer Bauernfamilie, hatte die Landwirtschaftsschule besucht und spielte Klavier.
Das Leben der beiden nahm im Januar 1945 eine dramatische Wendung: Innerhalb einer halben Stunde mussten alle Deutschen den Heimatort verlassen. Frieda, hochschwanger, packte das Nötigste – Kleidung, Federbetten, Schuhe, Lebensmittel – und verließ mit Walter, den Großeltern und einer weiteren Familie den Hof. Bei klirrender Kälte führte der Weg über die Oder bei Küstrin und weiter in die Westprignitz. Sohn Helmut wurde kurz darauf in Deibow geboren.
1946 fanden Walter und Frieda in Milow einen Pachtbauernhof. So hatten sie eigenes Getreide zum Brot backen und konnten ihre Tiere aufziehen. Dazu konnten sie mit einer eigenen Ölpresse, Sirup und Kürbismarmelade die schwierigen Nachkriegsjahre überstehen. 1958 erfüllte sich der Traum vom eigenen Hof in Blüthen mit 22 Hektar Land und drei Hektar Wald. Anfang der 1960er Jahre mussten sie ihn schweren Herzens in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) einbringen.
Insgesamt vier Kinder wurden Frieda und Walter geboren. Ihre Töchter und den Sohn führten sie auf den Weg zum christlichen Glauben. Als Großvater widmete sich Walter mit Freude der wachsenden Enkelschar. Sein Tod 1975 hinterließ eine große Lücke in der Familie. Frieda wohnte im Altenteil und blieb eng mit der jungen Familie ihres Sohnes verbunden, die ihren Hof nun bewirtschaftete. Sie half bei der Kinderbetreuung, kochte, pflegte den Gemüsegarten und freute sich, als Helmut 1991 wieder selbstständiger Bauer wurde.